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Foto von Marcus Alwes ( Bramscher Nachrichten )

Vertreter der regionalen Landwirte schildern dem Umweltminister ihre Sorgen / „In Ruhe sprechen“

Knapp zwei Stunden nahm sich der Umweltminister zusammen mit dem Landtagsabgeordneten Guido Pott (Wallenhorst) Zeit, den Landwirten aus allen Altersgruppen zuzuhören. Mancher von ihnen habe „schlaflose Nächte“, andere beklagten, „eine Zukunftsperspektive fehlt im Moment“, es gebe häufig finanzielle Sorgen, „wir kommen in eine Abwärtsspirale“. Die Landwirtschaft sei inzwischen „der Prügelknabe der Nation“, eine „Diskrepanz zwischen dem politischen und der Wissenschaft“ sei immer mehr festzustellen, viele Debatten seien von Populismus und Unwissenheit geprägt. Die von den anwesenden Bauern formulierten Sorgen waren alles andere als klein. Viele von ihnen fühlen sich in die Ecke gedrängt und auf ihren Höfen im Stich gelassen, machten sie dem Minister, dem Abgeordneten und den Ortspolitikern deutlich.
Auf die Forderung des Landwirts Cordt Leiber, „wir müssen in Ruhe sprechen“, wollte Olaf Lies dann auch gerne eingehen. Der Umweltminister bedauerte, dass es bundesweit keine geordnete Debatte gebe. Der Streit um eine neue Düngeverordnung, Wasserqualität, Messstellen, Nitratrichtlinie, Bio-Diversität, Tierwohl, Tierhaltung, das Klima, Ernährung, EU-Vorgaben, zunehmende Bürokratie, Preisbildung, die „Bauernmilliarde“ und Subventionen in der Landwirtschaft werde bunt durcheinander und vogelwild geführt, schilderte Lies seine Eindrücke. Aus einer ganzen Reihe von Problemen sei bundesweit insgesamt „eine schräge Debatte entstanden“. Es gelte, auf allen Ebenen „aus der Frontstellung rauszukommen“, so der Sozialdemokrat und studierte Diplom-Ingenieur. Dazu wolle er einen Beitrag leisten.
Doch wer nimmt dabei an entscheidender Stelle das Heft des Handelns in die Hand? Mehrere Redner aus den Reihen der anwesenden Landwirte machten jedenfalls deutlich, dass sie sehr wohl zu Reformen und einem Strukturwandel bereit seien. Doch es gehe um verträgliche und moderate Lösungen, die es gemeinsam in vernünftigen Schritten zu entwickeln gelte. Viele Sachverhalte seien dabei komplex, „es ist nicht schwarz oder weiß, wir leben in Grauschattierungen“, rief einer von ihnen aus. Eine Bewertung, die auch Minister Lies teilte.
Nach nicht ganz 120 Minuten ging in Vörden ein fachkundig und engagiert, aber nicht hitzig geführter Dialog zu Ende. Beide Seiten bekräftigten, das Gespräch fortführen zu wollen. So hatten es sich die Organisatoren um Hermann Schütte und Andreas Frankenberg gewünscht. Auch vor dem Café war es ruhig geblieben. Diesmal hatten die Landwirte ihre Trecker zu Hause gelassen. Andere Demonstranten waren ebenfalls nicht zu sehen. Des anfangs offenbar extra vor dem Gebäude postierten Einsatzwagens der Polizei hätte es nicht bedurft. Und Rebecca Heye-Enneking aus Damme konnte als Vertreterin des LSV in Ruhe ein Schreiben ihrer Organisation mit einem Fragenkatalog an Minister Lies überreichen.