Quelle Bramscher Nachrichten
Niedersachsenpark sieht großer Umgestaltung entgegen
Auf den ersten Blick könnte man denken, im Niedersachsenpark habe sich seit Anfang 2024 wenig verändert. Das stimmt nicht - im Gegenteil: Es wurde eine große Umgestaltung eingeleitet. Die Weichen wurden bis zum Jahr 2045 gestellt.
Uwe Schumacher, Geschäftsführer des interkommunalen Industrie- und Gewerbeparks Niedersachsenpark gab im Januar
zu Protokoll, dass 78 Unternehmen im Niedersachsenpark ansässig seien.
Sie würden 3300 Mitarbeiter beschäftigen. „Insgesamt leben 12.000 Menschen vom Niedersachsenpark“, so Schumacher damals.
Auf Nachfrage erklärt er Mitte Dezember, dass 80 Unternehmen im Park 3300 Mitarbeiter beschäftigen. Die Zahl von 12.000 Menschen, die direkt oder indirekt von den Unternehmen leben, sei weiterhin korrekt. Also alles beim Alten? Da legt Uwe Schumacher sein Veto ein. „Wir haben den Umbau des gesamten Niedersachsenparks gestartet“, betont er.
84 Hektar sollen an der Ostseite der A1 dazukommen
Und damit haben der Geschäftsführer der Niedersachsenpark GmbH und die Bürgermeister der am Park beteiligten Gemeinden tatsächlich die Weichen für weitreichende Veränderungen gestellt. Hintergrund: Im Auftrag der Gesellschafterkommunen haben die Samtgemeinde Bersenbrück und die Gemeinde Neuenkirchen-Vörden das Planungsbüro NWP aus Oldenburg mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt.
Dafür gehen 140 Hektar im Westen weg
Im Gegenzug empfehlen die Experten, auf der Westseite der Autobahn insgesamt 140 Hektar aus dem Entwicklungsbereich des Niedersachsenparks herauszunehmen. Dazu gehören unter anderem Flächen entlang der Kreisstraße L76, ein Überschwemmungsgebiet und eine Waldfläche hinter dem Adidas-Gebäude. Unter dem Strich würde sich die Gesamtfläche des Niedersachsenparks von 382 auf 340 Hektar verringern.
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Auch nach der Umgestaltung sollen weiterhin ein Drittel der Flächen im Landkreis Vechta und zwei Drittel im Landkreis Osnabrück liegen. Die Bürgermeister der Gemeinden wollen die bestehende öffentlich-rechtliche Vereinbarung der Kommunen pauschal bis 2045 verlängern. „Erst unsere Nachfolger werden das zum Abschluss bringen“, hieß es. Und Uwe Schumacher resümierte: „Dann haben wir insgesamt 50 Jahre gebraucht, um den Park zu entwickeln.“
Die voraussichtlichen Investitionen schätzt er auf über 50 Millionen Euro. Auch wenn die nackten Zahlen einen anderen Eindruck erwecken, neben der Umstrukturierung des Parks gab es weitere, gravierende Veränderungen in dem Projekt.
Grimme will 20 Millionen Euro investieren
Im März gab der Landtechniker Grimme bekannt, dass er an dem Standort weitere 20 Millionen Euro investieren will. Das Unternehmen ist im Niedersachsenpark mit einer Landmaschinenfabrik (Werk 2) und der Tochterfirma Ricon (Herstellung von Sieb- und Förderbändern) vertreten. Geplant sind ein neues, etwa 15.000 Quadratmeter großes Montagewerk für gezogene Erntemaschinen und Steinsammler, ein 1700 Quadratmeter großes Verwaltungsgebäude mit Sozialräumen und ein 4600 Quadratmeter großes Gebrauchtmaschinenzentrum mit Werkstatt und Büroflächen.
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Die Pläne von Zerhusen Kartonagen
Im Juni weihte das Dammer Unternehmen Zerhusen Kartonagen sein neues Zweitwerk im Niedersachsenpark ein. Das Gebäude ist insgesamt 15.000 Quadratmeter groß. Davon entfallen 9000 Quadratmeter auf die Produktionsflächen. In der letzten Ausbaustufe soll der Standort fünf Hallenschiffe umfassen.
Außerdem sind eine Wellpappenproduktion und ein Hochregallager im Niedersachsenpark geplant. Aktuell arbeite man in drei Hallenschiffen mit jeweils 30 Metern Breite, so Robert Zerhusen, Mitglied der Geschäftsführung des Unternehmens. Er sagt: „Der Spatenstich erfolgte 2022. Im Sommer 2024 konnten wir diese erste Ausbaustufe mit drei Verarbeitungsmaschinen abschließen. Im Jahr 2023 wurden insgesamt 30 Millionen Euro investiert; 17 Millionen in Gebäude und 13 Millionen in Technik und Maschinen.“ In dem neuen Werk sind 65 Mitarbeiter beschäftigt.
Anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Niedersachsensparks besuchte Wirtschaftsminister Olaf Lies das Industrie- und Gewerbegebiet im Februar. Geschäftsführer Uwe Schumacher hatte einen Überblick in die Entwicklung gegeben. Dass sorgfältig geschaut werde, an wen die Flächen vergeben werden, gefiel Lies.
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Der Wirtschaftsminister besichtigte unter anderem die Produktion des Landmaschinenherstellers Nexat, der ein besonders bodenschonendes Pflanzenproduktionssystem entwickelt hat. In 2025 will das Unternehmen 15 Nexat-Systeme herstellen und anschließend den Ausstoß verdoppeln auf 30 im Jahr 2026. Entsprechend wuchs die Anzahl der Mitarbeiter von 43 im Jahr 2021 über 77 in 2022 auf aktuell 140.
Advanced Bikes insolvent
Man möchte glauben, im Niedersachsenpark seien ausschließlich erfolgreiche, wachstumsstarke Unternehmen vertreten. Dass das zwar allgemein, aber nicht in jedem Einzelfall zutrifft, zeigt die Entwicklung der Firma Advanced Bikes. Das Unternehmen mit Sitz in Offenbach und einem Produktionsstandort im Park hat Ende November einen Insolvenzantrag gestellt. Dabei war der Fahrradhersteller erst im April 2023 in Rieste an den Start gegangen.
Insgesamt dreizehn Millionen Euro hatte Advanced Bikes in seinen neuen Produktionsstandort investiert. Bis Ende 2023 sollte die Anzahl der Mitarbeiter auf 100 anwachsen. Das neue Werk sei auf die Fertigung von etwa 100.000 eBikes pro Jahr ausgelegt, hieß es. Über das Insolvenzverfahren soll das Unternehmen saniert und in enger Abstimmung mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter Martin Kaltwasser ein Plan für die Restrukturierung erstellt werden.